LP 2021
-muat: Milchmaa veröffentlicht zweites Studioalbum
Milchmaa alias Goran Vulović veröffentlicht am 26. März sein zweites Studioalbum. Das Werk trägt den Namen „-muat“ und ist ein poetischer Nachfolger von Vulovićs Debutalbum „-ić“. Dieses hat 2013 hohe Wellen geworfen.
Milchmaa kennt man im Schweizer Hip Hop seit langem als technisch versierten Freestyler und kluge Stimme im Migrationsdiskurs. Der Churer, der mittlerweile in Zürich zuhause ist, suchte selten das Rampenlicht, machte sich dafür in der Szene einen Namen mit zahlreichen Untergrund- und Onlinereleases. Sein bisher einziges Studioalbum „-ić“ von 2013 stiess dafür auf umso grösseres Echo. Es thematisierte die eigene Biografie als Secondo so offensiv wie reflektiert. Acht Jahre Zeit hat sich Vulović gelassen, ein würdiges Nachfolgealbum aufzunehmen. Nun ist es hier: „-muat“ erscheint am 26. März 2021 online und als CD.
Kritischer Blick und poetische Sprache
Das Milchmaa nach dem Suffix „-ić“ eine weitere Nachsilbe als Albumtitel wählt, ist kein Zufall. „-muat“ begleitet uns einerseits wiederkehrend durch Songtitel wie „Amuat“, „Wehmuat“ oder „Demuat“ und steht andererseits als Chiffre für eine Gefühlsintensität und Verletzlichkeit, die eben alle Arten von Mut brauchen. Während „-ić“ einem breiten Publikum die Migrationsrealität der Schweiz vor Augen geführt hat, erfahren wir auf „-muat“ die Einkehr eines gewachsenen Künstlers. Selbstkritik, der Diskurs innerhalb der Diaspora und poetische Kompromisslosigkeit stehen im Vordergrund. So rechnet Milchmaa auf „Exponat“ mit der Rolle als Aushängeschild ab, die ihm 2013 übergestülpt worden ist, oder wagt auf „Montenegro“ eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit seinen familiären Vorbildern. Aber „-muat“ ist beileibe kein Rückzug ins Private. Vielmehr ist das Album hochpolitisch. Es prangert das gestrige Selbstbild des Einwanderungslandes Schweiz genauso an wie den Konservativismus und Nationalismus in der Balkandiaspora. Es entlarvt die Eitelkeit auf den sozialen Medien ebenso wie die fehlende Dringlichkeit und die Inhaltslosigkeit vieler rappender Kollegen.
Chur und der Balkan klingen mit
Musikalisch überlässt „-muat“ nichts dem Zufall. Das Album schafft den Spagat zwischen urbaner Atmosphäre und respektvollem Umgang mit folkloristischen Samples. Neben der altbewährten Zusammenarbeit mit den Beatbastlern Anemonen hört man auf „-muat“ Beats von Meyouwe, von Olen Blackbird (der auch Cuts beisteuert) und von den serbischen Producern Luxonee und BM Rope. Der Sounddesigner und Komponist Hannes Barfuss hat dem gesamten Album einen künstlerischen Feinschliff verpasst, Melodien eingeflochten und Remixes geschaffen. Für die Aufnahmeleitung und das Additional Producing ist der Audio Engineer HSA verantwortlich, den man von seiner Arbeit für Loco Escrito oder Xen kennt; gemastert hat Dan Suter in der Echochamber. Als Gäste treten einerseits Weggefährten aus Chur auf: King Fäbs und ALI. Andererseits sind auf mehreren Tracks Gesangsparts zu hören, so zum Beispiel von Tama Carigiet alias immrbuab, von VLADA oder Jovan Nikolić. Zum Track „Tam shli“ steuert niemand anders als Baze den Refrain bei.
Hier das 36-seitige Booklet mit allen Songtexten herunterladen.